MGEPA

Wirtschaftlichkeit und eine am Menschen orientierte, solidarische medizinische Versorgung sind kein Gegensatz. Im Gegenteil - eine ganzheitliche, alle Aspekte von Gesundheit einbeziehende Sichtweise wird für das Gesamtsystem Vorteile erbringen, durch weniger Krankheitsfälle, positivere Krankheitsverläufe, eine höhere Lebensqualität und Compliance.

Bislang allerdings arbeiten die einzelnen Trägerinnen und Träger im Gesundheitssystem separiert und auf ihren individuellen betriebswirtschaftlichen Nutzen hin orientiert. Wenn wir die Gesundheitskosten hingegen volkswirtschaftlich betrachten, stellen wir schnell fest, dass die Rationalisierungsbemühungen der letzten Jahre eben nicht zu einem wirtschaftlich erfolgreichen System geführt haben. Die zahlreichen Einsparungen auf der einen Seite haben in vielen Fällen zu drastischen Mehrausgaben auf der anderen Seite geführt. Die Anreize sind falsch gesetzt. Sie führen dazu, dass sich das gegliederte und sektorisierte Gesundheitssystem weiter an Partikularinteressen ausrichtet - zu Lasten der Menschen.

Wir müssen zurückkommen zu dem eigentlichen Auftrag, den eine moderne Gesundheitspolitik im Zeichen der demografischen Veränderungen erfüllen sollte: Wie bleiben Menschen möglichst lange gesund und welche Behandlung und Versorgung benötigen sie im Krankheitsfall? Nur wenn wir von der Frage ausgehen: was braucht der Mensch, nur dann können wir uns lösen von der derzeit vorherrschenden selektiven Sichtweise.

Gleichzeitig benötigen wir aufgeklärte Patientinnen und Patienten, die bei Fragen zu ihrer Gesundheit Entscheidungsoptionen und ein echtes Wahlrecht haben. Erst wenn diese beiden Faktoren erfüllt sind, setzt sich Qualität in der Behandlung und in der Versorgung durch und dann haben wir - davon bin ich überzeugt - ein echtes wirtschaftlich funktionierendes Gesundheitssystem.

Barbara Steffens
Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter
des Landes Nordrhein-Westfalen